Gestern ist mein Autorenexemplar gekommen - das erste Mal halte ich die Printversion meines Buches in der Hand! Ein tolles Gefühl, denn bisher war das Buch nur in meinem Kopf und dann in meinem Laptop. Und jetzt ist es da! 12,7 x 20,32 cm groß und ca. 600 Gramm schwer. Zum Preis von 14,90 € bei Amazon erhältlich!
DAS LEBEN IST EIN FLUSS
Band 1: DAVID
David Crawford und Nicki haben ihr Schicksal in die Hand genommen und gemeistert. Seit Jahren führen sie ein ruhiges Leben fernab der Zivilisation in dem kleinen Ort Larapinda gemeinsam mit ihrer Familie.
Doch dann geschehen merkwürdige Dinge. Auf das Flugzeug des RFDS wird geschossen, es stürzt ab und David wird schwer verletzt. Ein Täter wird nicht gefunden. Im nächsten Jahr wird die Farm in Brand gesteckt. Noch ein Jahr später wird ihre kleine Tochter entführt.
Jedes Jahr Ende August geschieht eine schreckliche Tat – immer an dem Tag, als Nicki einst entführt wurde. Der furchtbare Verdacht wird schnell Gewissheit. Nickis Peiniger aus der Vergangenheit ist zurück!
Und er will Rache…
DAS LEBEN IST EIN FLUSS
Band 2: DUNKEL
Die Vergangenheit ist mit Nickis Entführer gestorben. Alle können aufatmen. Doch nicht lange. David, Nickis Fels in der Brandung, der allen Widrigkeiten des Lebens getrotzt hat, bricht plötzlich zusammen.
Die schreckliche Diagnose erschüttert sein ganzes Leben – und seine Einstellung zur Medizin. Sein ganzes Leben lang hat er die Schulmedizin aufrechten Hauptes vertreten, jetzt lässt sie ihn im Stich. So sehr er auch kämpft – es ist aussichtlos.
Erst ganz am Schluss beugt David sich dem unausweichlichen Ende, all seiner Kraft und seines Mutes beraubt, und sieht der Wahrheit ins Auge.
Doch um seiner Familie das ganze Ausmaß des Leidens zu ersparen, entscheidet er sich zu einem unwiderruflichen Schritt. Er verlässt sie für immer und geht ins Land, um freiwillig seinem Leid ein Ende zu bereiten.
Was er nicht weiß…Nicki ist schwanger…
DAS LEBEN IST EIN FLUSS
Band 3: DAMOKLES
David ist zurück! Der Totgeglaubte ist auferstanden! Nicki kann es nicht glauben. Ihr Herz weigert sich, nach den langen Monaten der Qual und der Einsamkeit, zu ihm zurückzukehren, als er mit einem Mal wieder auftaucht.
Mit all ihrer Kraft hat sie sich auf ihre Familie und auf das neue Leben in ihr konzentriert, all ihre Liebe auf das ungeborene Baby übertragen… für David ist kein Platz geblieben. Ihr Herz ist voller Wut, dass er sie ohne ein Wort des Abschieds zurückgelassen hat. Sie weigert sich, seine Entscheidung zu verstehen.
Die Ablehnung seiner Frau treibt David in eine folgenschwere Entscheidung. Er lässt sich operieren, obwohl die Aussichten, zu überleben, so gut wie nicht gegeben sind. Doch er schlägt die Augen nach der Operation wieder auf – aber sein Leben hat sich für immer unwiederbringlich verändert. Seine Krankheit hat bleibende Schäden hinterlassen.
Jetzt ist es an Nicki, zum Fels in der Brandung zu werden, und ihrem Mann trotz aller Widrigkeiten zur Seite zu stehen.
Denn alleine kann er nicht überleben…
AN EINEM TAG WIE JEDEM ANDEREN
- Prolog -
Das Licht war schummrig. Gedämpft drangen Geräusche aus den Zimmern, wo sich die Leute hinter verschlossenen Türen amüsierten. Es roch nach Zigarettenrauch, billigem Parfüm und menschlichen Ausdünstungen. Es war der Geruch nach schnellem Sex und Geld, der die Nasenflügel des Jungen blähte.
„Komm“, sagte der Mann, der sich sein Vater nannte.
Vor sich her schob er ihn über den Gang. Der dicke Teppich schluckte das Geräusch ihrer Schritte. Lautlos erreichten sie die Treppe zum Keller.
„Da lang“, sagte der Vater. Der Junge senkte den Kopf und gehorchte. Hintereinander gingen sie hinab. Gedämpftes Licht empfing sie auch hier unten. Zielsicher setzten sie ihren Weg durch die matte Dunkelheit fort. Es war, als ob die Wände das Licht verschluckten. Am Ende des Ganges standen Männer. Sein Vater trat zu ihnen. Sie tauschten ein paar Worte in Russisch. Geldscheine wechselten den Besitzer. Sein Vater kam zurück, steckte sich ein dickes Bündel in die Hosentasche.
„Ich warten oben an Bar“, sagte er kühl und ging davon.
Ein anderer Mann kam und nahm ihn mit in einen Raum. Der Junge unterdrückte ein Stöhnen, als er die Kameras sah. Er hasste es, hier zu sein, doch noch mehr hasste er es, wenn sie filmten. Grundsätzlich versuchte er, sich seine Schmerzen niemals ansehen zu lassen. Doch wenn sie filmten, dann wollten sie seine Schmerzen sehen. Sie wollten sie aufzeichnen, festhalten für die Ewigkeit.
Wenn er nicht von alleine schrie, fanden sie genug Mittel und Wege, um ihn zum Schreien zu bringen.
Ja, er hasste es, wenn sie filmten.
Die Türe ging wieder auf. Ein kleiner Junge von vielleicht acht Jahren wurde hineingestoßen. Er fiel auf den Hosenboden, rappelte sich wieder auf, stürzte zurück zur Türe.
„DADA!“, schrie er panisch. „DADA, njet!“
Er weinte und rüttelte an der Türe. Der ältere Junge wusste, dass das zwecklos war. Sie war abgeschlossen. Immer. Von hier unten gab es kein Entrinnen.
Hektisch blickte der Kleine sich um. Seine Augen prangten riesengroß in seinem Gesicht. Sein Herz pumpte so stark, dass sein Brustkorb sich angestrengt hob und senkte. Ihm blieb keine Zeit, nachzudenken, als die zweite Tür im Raum sich öffnete. Ein Mann tauchte auf und befahl den Kleinen zu sich. Als der sich weigerte, schnappte der Kerl sich seinen dünnen Arm und zerrte ihn genervt hinter sich her. Der Kleine trat und schlug um sich und brüllte aus Leibeskräften. Njet! Njet!!!
„Tu das nicht“, sagte der ältere Junge zu ihm. „Wehr dich nicht. Dann tut es nicht so weh.“
Der Kleine hörte auf zu strampeln, starrte ihn aus großen Augen an. Dann wurde er aus dem Raum gezerrt. Die Türe knallte zu. Der ältere Junge war wieder allein. Es dauerte nicht lange, bis das Schreien begann.
Njet! Njet! Njet!
Der Junge starrte die Wand an und versuchte, sein Herz vor den furchtbaren Schreien abzuschirmen. Nervös kaute er auf den Fingernägeln. Sie waren blutig kurz und schmeckten metallisch.
Irgendwann verstummten die Schreie von nebenan. Es dauerte noch Minuten, bis die Türe sich wieder öffnete. Ein großer, bulliger Kerl mit Glatze kam rein, in den Armen den Kleinen. Oder das, was noch von ihm übrig war.
Er lebte noch, zumindest lebte sein Körper noch, doch seine Augen waren tot, als der Glatzkopf ihn an dem Jungen vorbeitrug. Weit aufgerissen blickten sie in die Ferne, jenseits des Entsetzens, doch ohne Licht zu sehen.
„Kannst schon reingehen“, sagte Glatze emotionslos und trug das Bündel an ihm vorbei aus dem Raum.
Der Junge senkte den Kopf. Gehorsam betrat er den Nebenraum. Er entkleidete sich, faltete seine Sachen ordentlich zusammen und legte sie auf den bereitstehenden Stuhl. Er kannte das Prozedere. Fröstelnd wartete er.
Mitten im Raum stand ein Bett. Auf einem Tisch daneben Fesseln und Spielzeuge. In allen vier Ecken blinkten rote Lämpchen. Noch waren die Kameras aus, das wusste er. Wenn sie aufzeichneten, leuchteten sie durchgängig rot.
Die Tür ging auf, drei Männer betraten den Raum. Es war soweit.
Der Junge schloss die Augen und stellte sich vor, er wäre an einem anderen Ort.
Später brachte der Mann, den er seinen Vater nannte, ihn mit dem Auto nach Hause. Schweigend fuhren sie durch die Nacht. Die Straßen der Großstadt waren hell erleuchtet. Menschen flanierten über die Bürgersteige, genossen ihr Wochenende, gingen Essen, was trinken, sich amüsieren.
Vater und Sohn fuhren wortlos an ihnen vorbei. Das da draußen war eine andere Welt. Es war nicht die Welt des Jungen. Seine Welt bestand aus Schmerzen, Demütigungen und Angst.
Zuhause angekommen setzte sein Vater ihn ab und fuhr weiter. Er hatte noch Geschäfte zu erledigen. Er hatte immer Geschäfte zu erledigen, war nur selten zuhause.
Der Junge schlich ins Haus, die vier Etagen hoch. Das Gehen schmerzte. Leise betrat er die Wohnung. Er wollte seine Mutter nicht wecken. Auf Zehenspitzen schlich er ins Bad. Er weinte, während er sich Schmutz, Sperma und Scham vom Körper wusch. Sorgsam duschte er seinen Po ab. Noch während er mit Wundcreme behutsam das aufgerissene Innere seines Körpers betupfte, wurde ihm eines bewusst: Er wollte das nicht mehr. Er konnte das einfach nicht mehr.
Njet
Der Gedanke war so kristallklar, dass er keine Sekunde länger gedacht werden musste. Mit hölzernen Bewegungen ging der Junge in das Schlafzimmer seiner kleinen Schwester und setzte sich auf den Rand ihres Bettes. Sie schlief so friedlich, so still, leise und unschuldig. Weinend strich er über ihr Haar.
„Es tut mir leid“, flüsterte er.
Er stand auf, öffnete das Fenster, kletterte raus und ließ sich fallen.
Draußen schlugen die Uhren Mitternacht.
Es war der Morgen seines vierzehnten Geburtstages, doch er würde die Sonne nie wieder aufgehen sehen.